Muss ich noch aggressiver werben?


  • 01. Mai 2017

Gerade in wettbewerbsstarken Branchen schaukeln sich die Anbieter gerne gegenseitig hoch. „Haben Sie gesehen? Der Kollege XY hat jetzt Flyer an der Kino-Kasse liegen! Das müssen wir auch machen!“ Und schwupps, wird auf die Schnelle ein Flyer entworfen, in dem man die üblichen Werbefloskeln und Versprechen platziert und versucht, diese noch zu steigern – frei nach dem Motto „höher, schneller, weiter“. Und schon bald liegt eine ganze Flyer-Bibliothek an der Kino-Kasse aus, die sich kaum unterscheiden – weder inhaltlich noch optisch. Lediglich die Farbe und das Logo variiert – man will ja schließlich seinen eigenen Stil rüberbringen… Wenn dies allerdings das einzig Charakteristische für Ihr Unternehmen ist, wird es schwierig.

Prinzipiell ist der Gedanke ja richtig, dort präsent zu sein, wo sich potenzielle Kunden aufhalten. Allerdings liegt der Denkfehler darin, dass man sich keine Zeit nimmt, ein Dokument zu erstellen, das aussagekräftig genug ist, um überzeugend auf die Interessenten zu wirken. Denn gerade, wenn man sich dort tummelt, wo sich alle tummeln, braucht man sehr gute Argumente, um den Leser davon zu überzeugen, gerade die eigene Nummer zu wählen oder dem Flyer überhaupt erst einmal Aufmerksamkeit zu schenken. Sie müssen also eine Relevanz für Ihre Zielgruppe herstellen. Allein die Tatsache, dass es Ihr Unternehmen gibt, reicht noch nicht aus. Und immer aufdringlichere Flyer-Designs und größere Versprechen helfen Ihnen auch wenig. Sie bestätigen lediglich die Erwartungshaltung der Verbraucher, dass Werbung nervt und die Versprechen ohnehin nicht gehalten werden. Durchbrechen Sie doch einmal diese Erwartungshaltung, indem Sie belegen, wie Sie Ihr Versprechen genau halten und sich ganz seriös dort präsentieren, wo sich Ihre Zielgruppe ohnehin schon gedanklich mit „Ihrem“ Thema beschäftigt.

Dabei spielt auch der Ort eine wichtige Rolle. Die Gefahr einer Flyer-Parade an der Kino-Kasse besteht auch darin, dass sich der Mensch an der Kasse aufgrund des Überangebots an Informationen gar keinen Flyer anschaut – nach dem Motto „ist ja eh nur Werbung“. Außerdem freut er sich auf den Film, den er gleich anschauen wird und hat gar keinen Anlass, sich damit zu beschäftigen. Er ist nicht im „Informationsmodus“. Besser ist es, der einzige Werbetreibende zu sein, z.B. bei einem Unternehmen, das Leistungen anbietet, die mit der eigenen verwandt sind oder sie ergänzen. Überlegen Sie doch einmal, was das sein könnte. Wenn Sie beispielsweise einen Getränke-Lieferservice anbieten, der besonders für ältere Menschen hilfreich ist, was könnte dieser Zielgruppe das Leben noch erleichtern? Vielleicht ein Lieferdienst für Lebensmittel? Oder ein Abholservice für Medikamente? Sprechen Sie also Supermärkte und Apotheken an, ob Sie Ihre Flyer dort auslegen dürfen und werben Sie gezielt mit der Aussage, dass Sie älteren Menschen den Alltag erleichtern. Damit haben Sie einen echten Nutzen an einem Ort platziert, an dem Sie Ihre Zielgruppe antreffen und in der sie sich Erleichterung wünscht. Dieser Ort kann auch eine Internetpräsenz sein, zum Beispiel ein Beitrag in einem Forum oder ein Eintrag in einer branchenspezifischen Anbieter-Datenbank.